Es gibt mehrere Fragen



Im Osten gibt es eine Auffassung über Jesus, die mir im Westen nie begegnet war. Mir kamen einige Titel darüber unter die Augen, weil ich etwas über die alte östlich-vedische Welt und über Wołchwen, die alten slawischen Weisen, suchte. Im ersten Moment erschien mir das, was ich las, als kein bisschen seriös, doch ich dachte schon bald: Es kann ja sein. Eine Autorin behauptete, dass Jesus kein Jude gewesen sei. Sie bildet, wie ich es später feststellte, keine Ausnahme in der russischsprachigen Welt. Jesus sei von den östlichen Wołchwen zu Juden geschickt worden, um sie vom Weg des Gesetzes auf den Weg des Gewissens, den alten vedischen Weg, zum Glauben Abrahams Vorfahren zurückzubringen. Wołchwen waren eine Art Magier, Sterndeuter und Heiler. Genau dieselben habe es nirgendwo sonst gegeben. Ich weiß nicht, wie es war. Die Geschichtsschreibung ist von gefälschten Dokumenten und Belegen nicht frei. Was als historisch gesichert gilt, entspricht notwendigerweise der Wahrheit ja nicht. Sie dient der Macht, dem Geld und der Politik nach wie vor oft.

Ich habe ein paar Fragen dennoch. Wäre Jesus jüdischer Junge gewesen, wären nichtjüdische Weisen, Sterndeuter, die ihm Gaben brachten, zu ihm zugelassen worden? Jesus sprach in Gleichnissen. Dies erinnert daran, wie die russischen Wołchwen bis heute erzählen. Jesus behauptete, Sohn Gottes zu sein. Die Slawen betrachten sich nicht als Geschöpfe, sondern als Kinder oder Enkelkinder des einen oder anderen Gottes. Sie empfinden das Christentum als einen Kampf gegen das Gewissen zugunsten vorgeschriebener Wahrheiten, Gesetze und Gebote.

Es soll ein Evangelium von Andreas geben. Andreas berichtet, Jesus habe geäußert: Seine Jünglinge sollen zu den Völkern im Süden, im Westen und im Osten gehen, nicht zu denen im Norden. Denn die Menschen im Norden hätten das Gesetz in sich und bräuchten die Lehre Jesu nicht. Von Süden aus gesehen lebten im Norden die Slawen, wenn auch unter anderem Namen. Jesus soll gesagt haben: Du sollst dein Kreuz tragen. War damit die slawisch-wedische Verteilung der Chakren gemeint? Zwei davon befinden sich ja rechts und links in den Schultern, die anderen senkrecht der Mitte entlang im Körper.

In der Türkei bei Istanbul habe es jüdische Siedler gegeben. Zu ihnen soll Jesus geschickt worden sein und lebte nicht in Jerusalem. Wurde die Geschichte Jesu aus mehreren kompiliert? Ähnlich der  christlichen Symbolik? Der Schauplatz Jerusalem kreiert? In Jordanien sei eine Mosaik ausgegraben worden. Es handelte sich um einen frühchristlichen Tempel. Er sei lange wegen eines Erdbebens unter der Erde und unzugänglich gewesen. Ist es ein Zeugnis und wurde, weil die Erde es verbarg, nicht wie viele andere vernichtet? Vor über hundert Jahren zeigte sich ein Mann in einer russischen Rubaschka und slawische Inschriften auf dem ganzen Boden sowie Swastikas in der Mosaik, auch das Wort XRICTE, den Augen der Anwesenden aus dem Staub im frühchristlichen Tempel dort. Im Russischen steht C für stimmloses S bis heute.


Ich weiß nicht, wie es war, wie bereits gesagt. Macht es Sinn, Antworten zu suchen? Es gibt ein Gleichnis über das Lesen der alten Veden in Russland. Vielleicht beantwortet es meine Frage? Ein alter Farmer lebte mit seinem Enkel im Haus. Jeden Morgen saß er am Tisch und las Veden. Der Enkel wollte so werden wie sein Großvater und bemühte sich sehr. Eines Tages sagte er, dass er alles, was er lese, gleich vergesse, und fragte, was das Lesen der Veden für Sinn mache. Mit Bedacht beendete sein Großvater das Nachlegen der Kohle in den Ofen. Er hieß seinen Enkel, Wasser im Körbchen für Kohle aus dem Fluss holen. Der Junge lief hin, schöpfte Wasser und kam mit einem leeren Körbchen zurück. Der Junge sagte, es sei nicht möglich, Wasser mit einem Körbchen zu bringen. Er wollte einen Eimer nehmen. Der Großvater sagte aber, er brauche ein Körbchen Wasser, nicht einen Eimer. Er hieß den Jungen schneller laufen.

Der Junge lief sehr schnell, wollte zeigen, dass es nicht möglich sei, Wasser mit einem Körbchen zu holen. Es nütze nichts, sich zu bemühen. Der Großvater bat ihn nun, das Körbchen anzuschauen. Das alte Körbchen für Kohle sah sauber, erfrischt und wie neu aus. "Sohn", sagte der Alte, "das ist das, was vor sich geht, während du vedische Schriften liest. Du magst nicht alles verstehen, was du liest, aber während du liest, veränderst du dich innerlich und äußerlich. Auf diese Art und Weise sind unsere höheren Götter in unserem Leben anwesend. Jetzt verstehst du, dass das Lesen der Veden sinnvoll ist." Vielleicht erneuert das Fragen auch mich wie das Wasser das Körbchen des Großvaters?

Es gibt ja eine Auffassung, dass Jesus nach der Kreuzigung nach Indien gegangen sei. War er doch ein Wołchw und die Rückkehr ihm zu seinen Kollegen im Norden zu peinlich? In Indien soll er noch lange gelebt haben. Es gab anscheinend nicht einmal Spannungen. Befand er sich dort unter seelisch Verwandten und wurde problemlos verstanden? War Jesus vom Kreuz weggelaufen? wurde jemand, der die Ansicht geäußert hatte, Jesus habe die Kreuzigung überlebt, in einem der vielen Kommentare im Internet gefragt. Es erscheint manchmal allzu schnell als angemessen, sich über die eine oder andere Behauptung lustig zu machen. So in diesem Fall wohl auch. Denn es gibt Mandragora. Kann sie lachen? Es heißt, sie kann sogar schreien. Ihr Schrei sei für jeden, der ihn hören kann, tödlich.

Mandragora soll eine Pflanze sein, die den Menschen einige Stunden lang wie tot erscheinen lässt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Schwamm für Jesus nicht mit Essig, sondern einem Auszug aus der Alraunenwurzel zur Einnahme am Kreuz zubereitet und gereicht wurde. Laut Tora kannten Lea und Rachel die Pflanze, wieso nicht andere Frauen? Bestach eine von ihnen, etwa Maria Magdalena, einen Angestellten, um Jesus' Leiden am Kreuz zu lindern und sein Leben zu retten?

Es stellt sich die berechtigte Frage, woher Jesus im slawischen Raum stammen sollte. Die Frage bleibt im Diskurs nicht unbeantwortet. Es habe eine Art Priesterin der Göttin Жива, Żywia, Schiwa gegeben, die Jesus von einem nicht unbekannten Wołchw empfangen und geboren habe. Er habe nicht Jeschu in Wirklichkeit geheißen. War Jeschu, also Retter, Heiler, Befreier, bloß ein spöttischer Spitzname, den ihm seine Gegner gaben?